In einem kurzen Video formuliert Sabine Seufert Thesen zur Veränderung des Bildungswesens durch ChatGPT und zur Notwendigkeit der Fokussierung auf Kompetenzen komplementär zu den Fähigkeiten von smarten Maschinen.
ChatGPT hat am 01.02. eine kostenpflichtigen Service ChatGPT Plus angekündigt, der für US$ 20 / Monat einen verlässlichen Zugang mit schnelleren Antwortzeiten bieten wird. Das wird in vielen Bildungsinstitutionen keine Freude auslösen. Denn viele Bildungseinrichtungen ringen derzeit um Antworten dazu, wie sie mit diesen Entwicklungen umgehen sollen:
- Die Nutzung von ChatGPT ganz allgemein verbieten?
- Die Veränderung der Lehr- / Lern- & Prüfungspraxis vorantreiben?
- Lernende / Studierende darauf verpflichten, offen zu legen, wie sie ChatGPT beim Erstellen von Leistungen (z.B. Präsentationen, Hausarbeiten, etc.) genutzt haben?
- Schul- / Hochschullizenzen beziehen, um Chancengerechtigkeit zwischen Schüler:innen / Studierenden aus unterschiedlichen Milieus bzw. Einkommensschichten sicher zu stellen?
- …
Im Rahmen der Video-Reihe zu ChatGPT und KI der Universität St.Gallen hat Sabine Seufert Thesen dazu formuliert, wie ChatGPT & Co. das Bildungswesen umkrempeln werden und worauf sich Bildungsinstitutionen fokussieren sollten:
Zentrale Aussagen von Sabine Seufert sind u.a.:
- ChatGPT kann qualitativ gute Texte und Softwarecode liefern, kann dabei unterstützen, Sprachen zu lernen, und kann helfen, besser zu argumentieren oder zu programmieren;
- KI-Applikationen wie ChatGPT können zu persönlichen Assistenten und Trainern werden;
- Solche Lösungen kompetent zu nutzen wird Teil der Allgemeinbildung sein;
- Es wird dann um Fragen gehen wie: “Wie gut kannst du deinen Assistenten und deine Zusammenarbeit mit ihm weiterentwickeln?”;
- Bildungsinstitutionen müssen darauf fokussieren, wie sie die komplementären Kompetenzen von Menschen schärfen und entwickeln – beispielsweise ethische Abwägungen zu treffen und wertebasierte Entscheidungen zu treffen.
Den vorletzten hier angeführten Punkt hat Simon Buckingham Shum, Professor of Learning Informatics an der University of Technology, Sydney, in einem Linkedin-Post vom gleichen Tag thematisiert. Buckingham Shum geht davon aus, dass kreative Arbeit und auch Lernaktivitäten künftig aus einem dichten Geflecht von Aktivitäten mit und ohne Unterstützung durch KI-Werkzeuge bestehen werden:
In the near future, GenAI will be fully integrated into interactive tools for writing, coding, and other creative work (…). I envisage our students will become power-users. Human/AI interaction (…) will become a synergistic blur, as prompts are invoked by the learner or offered by the machine, and rejected, adopted, adapted (…) thousands of times in the production of an assignment.
Buckingham Shum, Linkedin, 14.02.2023 (https://www.linkedin.com/posts/simon_chatgpt-wrote-this-article-and-then-totally-activity-7031392075354972160-fMKj)
Für ihn folgt daraus, dass künftig die (gemeinsame und unterstützte) Reflexion zu und Analyse von diesem Interaktionsgeflecht wichtig wird für die Kompetenzentwicklung bzw. für die Entwicklung von Handlungsfähigkeit jenseits dessen, was smarte Maschinen leisten können. Und er verweist dabei auf einen Post von Michael Feldstein, der die Implikationen für die künftige Beschäftigungsfähigkeit anspricht:
If all students learn is how to use ChatGPT to write their essays, why wouldn’t their hypothetical future employer use ChatGPT instead of hiring them? Why would students spend $30K, $40K, $50K, or more a year to practice demonstrating that a free-to-use piece of software does their best work for them? Students need to learn the work these tools can do so they can also understand the work the tools can’t do. Because that is the work the students could get paid for.
Michael Feldstein, eliterate.us, https://eliterate.us/chatgpt-wrote-this-article-and-then-totally-stole-my-job/, 01.02.2023
Mehr zu diesen Themen gibt es in unseren Modulen zu “Künstliche Intelligenz für Bildungsverantwortliche / Learning Professionals”, “Dialogorientierte Lern- & Assistenzsysteme” sowie “Kompetenzentwicklung für New Work”.
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