Im Rahmen eines Arbeitstreffens der Fachkommission Bildung des SBV waren generative KI und die Implikationen für die Personalentwicklung Thema. Es ging um Orientierungs- und Qualifizierungserfordernisse ebenso wie um Auswirkungen auf Kompetenzprofile auf Seiten der Beschäftigten (downskilling oder upskilling?). Ein Kurzbericht.
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Alle werden “Chef:in” sein?
Die Fachkommission Bildung der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBV) hatte mich nach Thun eingeladen, um zum Thema “Generative KI und Personalentwicklung” zu orientieren. Dieser Anfrage bin ich gerne nachgekommen. Meine Orientierung habe ich unter den provozierenden Titel “Alle werden Chef:Innen sein?” gestellt. Denn ein Zukunftsbild, das diskutiert wird, besteht darin, dass künftig ein Teil der beruflichen Arbeit (vor allem von Wissensarbeiter:innen) darin besteht, “smarte” Assistenzsysteme auf der Basis von (generativer) KI zu koordinieren und zu orchestrieren (vgl. McKinsey 2023; Cognizant n.d.). Damit werden, pointiert formuliert, viele Tätigkeiten in gewisser Hinsicht zur Führungs- und Integrationsarbeit: “smarte” Assistenten auswählen und anleiten (konfigurieren bzw. prompten); Arbeiten von verschiedenen Assistenten orchestrieren; Arbeitsergebnisse überprüfen (Plausibilitätsprüfung und Qualitätssicherung), weiterentwickeln (Konfiguration / Prompting optimieren) und letztlich dann auch integrieren und abschliessen.
Was sind die relevanten “future skills”?
Das klingt vielleicht nach Utopie, aber wir haben ganz bodenständig und mit Blick auf das Hier und Jetzt diskutiert. Ich habe unter anderem aufgezeigt,
- zu welchen Aspekten wir uns als Bildungsverantwortliche selbst zunächst einmal orientieren müssen (z.B. Funktionsprinzipien und Limitationen von generativer KI),
- welche Fingerfertigkeit wir auf Seiten der Beschäftigten fördern müssen (Prompting) und
- was ein hilfreiches Leitbild für die Zusammenarbeit mit smarten Assistenzsystemen ist (“universell einsetzbare Praktikanten”, Kevin Kelley).
Wir haben darüber geprochen, wie Assistenten auf Basis generativer KI (ChatGPT & Co) für sichere Lern- und Entwicklungsumgebungen verfügbar gemacht werden können und wie solche Assistenzsysteme auch im Leistungsprozess “Bildung / Entwicklung” genutzt werden können. Wir haben darüber diskutiert, ob die intensive Zusammenarbeit mit smarten Assistenten zu Kompetenzverlusten führen wird (downskilling) oder im Gegenteil eher ein upskilling erfordert (die Studienlage hierzu ist noch uneindeutig). Wir haben darüber gesprochen, welche Skills durch die Verbreitung von generativer KI wichtig werden (z.B. Analyse von Aufgabenstellungen und Auswahl geeigneter Werkeuge, Steuerung der Zusammenarbeit mit Assistenzsystemen, Prompting sowie eine kritische Würdigung der Ergebnisse). Wir haben darüber gesprochen, in welchen Formaten diese Kompetenzen bzw. Skills entwickelt werden können. Und wir haben darüber diskutiert, ob dies die wirklich zentralen “future skills” sind.
Das war alles äusserst spannend und kurzweilig.
Das nachfolgende Dokument ist ein kleiner Auszug aus der Unterlage, auf die wir uns an diesem Vormittag gestützt haben:
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Cognizant (n.d.): Gen AI and the future of work: what businesses need to know. Cognizant.com
McKinsey Global Institute (2023): Generative AI and the future of work in America. McKinsey.com
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Am Mittwoch, 06. März, werden wir diese Themen in unserem Workshop “Generative KI für Learning & Development” weiter bearbeiten. Kurzentschlossene können noch dazukommen.