Ein mögliches Konzept, die Kompetenzentwicklung in einem Unternehmen oder im schulischen Kontext effizient und effektiv direkt am Arbeitsplatz (also eher informell) zu unterstützen, stellt das Reverse Mentoring dar. So taucht der Begriff Reverse Mentoring in jüngster Zeit immer häufiger im Zusammenhang mit intergenerationalem Lernen auf – aber was steckt eigentlich hinter diesem Ansatz? Handelt es sich dabei nur um eine Modeerscheinung oder könnte sich das Reverse Mentoring zunehmend als ein fester Bestandteil in einer sich verändernden Lern- und Führungskultur (beispielsweise auch an Schulen) etablieren?
„Age is no longer necessarily correlated with experience“ (Marcinkus Murphy, 2012, p. 568)
Die zugrunde liegende Annahme, dass das steigende Alter einer Person nicht direkt und in sämtlichen Bereichen mit zunehmender Erfahrung korreliert, ist richtungsweisend für den Ansatz des Reverse Mentoring. Hierarchien werden bei diesem Ansatz aufgebrochen und Kompetenzen neu bottom-up vermittelt. Reverse Mentoring wird somit auch salopp als „Umkehrung des traditionellen Mentorings“ bezeichnet. Als erste Begriffseingrenzung und Verständnisgrundlage mag dies genügen. Betrachtet man das Konzept jedoch präziser, werden Aspekte bewusst, welche weit über die blosse Umkehrung der klassischen Mentoring-Struktur hinausreichen.
So wird bereits der Anwendungsbereich, für welchen sich die beiden Mentoring-Arten eignen, anders umschrieben. Im traditionellen Mentoring steht die langfristige Betreuung eines Schützlings im Vordergrund. Der Mentee soll beispielsweise in die Unternehmenskultur eingeführt, und durch den Mentor in seiner persönlichen Entwicklung betreut werden. Im Gegensatz dazu fokussiert das Konzept Reverse Mentoring nicht nur die Entwicklung von Führungskompetenzen und das individuelle Weiterkommen des Mentees, sondern gleichzeitig auch diejenigen des Mentors. Reverse Mentoring betont somit wechselseitige Kompetenzgewinne statt nur die einseitige top-down-Weitergabe von Kompetenzen.
Die Möglichkeiten für den Einsatz von Reverse Mentoring sind zahlreich. Dabei lassen sich einige Kerngebiete ausmachen. So wird Reverse Mentoring in der Literatur hauptsächlich mit der Vermittlung von IT-Know-How oder dem allgemeinen Erfahrungsaustausch in Verbindung gebracht. Bekannte und etablierte Unternehmen wie GE oder die Deutsche Telekom sind bekennende Anwender des Konzepts. Vielfach wird diese Massnahme aber nicht publik ausgewiesen, sei es aus Geheimhaltungsgründen, mangelnder Kommunikation oder höchst wahrscheinlich auch dem oft „unbewussten Einsatz“.
Während in der betrieblichen Bildung jedoch einige Texte, Erfahrungsberichte und auch Studien zum Thema Reverse Mentoring vorhanden sind, ist der Einsatz von Reverse Mentoring im schulischen Bereich bisher ein fast gänzlich unbeschriebenes Blatt. Die steigenden Anforderungen an Lehrpersonen der Sek II, Medienkompetenzen zu vermitteln und selbst auch à jour mit dem Einsatz digitaler Technologien im Unterricht zu bleiben, sowie der Umstand, dass die jüngeren Generationen intuitiv und selbstverständlich mit neuen Medien umgehen können, zeigen daher ein mögliches spannendes und bisher annähernd unbeachtetes Feld für den Einsatz von Reverse Mentoring auf. Es stellt sich die Frage, ob Lehrpersonen denn überhaupt bereit wären, ein Reverse Mentoring mit zum Beispiel Pädagogik-Studierenden einzugehen. Oder würde dies zu sehr dem Rollenverständnis oder den Weiterbildungsvorlieben von Lehrpersonen widersprechen?
Persönlich interessieren mich diese Fragen sehr – dieses „Voneinander lernen“ sehe ich als Chance zur gegenseitigen Weiterentwicklung. In einem nächsten Schritt werde ich daher zunächst die „Good Practice“-Erfahrungen aus konkreten Anwendungsbeispielen genauer analysieren. Damit möchte ich herausfinden, was aus bisher gemachten Erfahrungen gelernt werden kann und wie sich diese Erkenntnisse beispielsweise auf den schulischen Kontext übertragen lassen.
Haben Sie bereits Erfahrungen mit dem Konzept Reverse Mentoring gemacht oder sind gewisse Aspekte zu diesem Themenbereich besonders interessant für Sie? Falls ja, freue ich mich sehr über Ihre Kommentare!
Quelle des Zitats:
Marcinkus Murphy, W. (2012). Reverse mentoring at work: Fostering cross-generational learning and developing millennial leaders. Human Resource Management, 51(4), 549-574.
2 weiterführende Artikel über den Reverse Mentoring-Einsatz in der Unternehmenswelt:
Carter, T. (2004). Recipe for growth: Executives learn from employees lower down on the food chain. Retrieved from http://www.abajournal.com/magazine/article/recipe_for_growth/print/
Ludowig, K. (2009). Nachhilfe vom Mitarbeiter für den Geschäftsführer. Abgerufen von http://www.handelsblatt.com/karriere/nachrichten/mentorenprogramme-nachhilfe-vom-mitarbeiter-fuer-den-geschaeftsfuehrer-seite-all/3324658-all.html
Archives for 2012
Lehrerbildung – formelles und informelles Lernen verzahnen
Dies ist die Vollversion meines Beitrages: KE_Lehrpersonen_Folio_Seufert
Kompetenzentwicklung von Lehrpersonen berufsbildender Schulen im Kontext digitaler Medien – erschienen in der Ausgabe von Folio 4/2012 unter dem Titel: Die digitale Revolution und die Evolution des Lehrens”
Die Lehrerprofession bildet sich ja hochgradig direkt am Arbeitsplatz, informell weiter. Für die Kompetenzentwicklung schlage ich vor, nach Organisationslogiken diese Form von Weiterbildung zu unterstützen: 1) transferorientierte Bildungsmaßnahmen -> z.B Change Labs nach Engestrom; 2) Reflexionsprozesse über die Unterrichtspraxis moderieren -> kollegiale Hospitation als Klassiker, Möglichkeiten eruieren wie Reverse Mentoring ; 3) selbstinitiiertes Lernen in Praxisgemeinschaften, unterstützt durch Social Media.
Als wichtige Rahmenbedingung gilt: informelles Lernen anzuerkennen – aber nicht nur im Sinne von einer Zertifizierung, sondern vielmehr als (gesellschaftlich) anerkannte Leistung
Die anderen Beiträge zu diesem Thema (“Weiterbildung von unten”) als Erfahrungsberichte von 2 berufsbildenden Schulen sind zudem sehr lesenswert…
Diversität in aller Munde – doch welche Herausforderungen ergeben sich dadurch konkret für Bildungsverantwortliche?
„Die gleiche Lehrperson unterrichtet alle gleichaltrigen Kursteilnehmer im gleichen Tempo mit dem gleichen Material im gleichen Raum mit den gleichen Methoden und dem gleichen Ziel“ (Methode der 7 Gs).
Alles im Gleichschritt? Eine homogene Seminargruppe? Der Durchschnitts-Teilnehmer? Klingt irgendwie utopisch – besonders vor dem Hintergrund steigender Diversität, Heterogenität und Vielfalt in jeglichen Lebens- und Arbeitsbereichen. Teilnehmende einer Bildungsmassnahame unterscheiden sich durch zahlreiche Aspekte. So sind das Alter, der individuelle Wissensstand, die verschiedenen Interessen, die Herkunft oder die jeweilige Abteilung und Position innerhalb des Unternehmens nur ein Ausschnitt potenzieller Differenzierungsmöglichkeiten und bringen Herausforderungen an Bildungsverantwortliche und Lehrpersonen mit sich. Dass die Methode der 7 Gs nicht mehr wirksam ist, ist klar. Meint das nun, dass für jeden Teilnehmenden individuelle Entwicklungspläne und Lernpakete geschnürt werden sollten? Nicht ganz! Dennoch kann sich durch eine individualisiertere und differenzierte Kursgestaltung, dem Gewährleisten von stimmigen inneren und äusseren Rahmenbedingungen und einem bewussten Umgang mit Diversität der Output einer Trainingseinheit als grösser als die Summe der Mehrwerte seiner Einzelteile herausstellen. Nicht Angst vor Unterschiedlichkeit, sondern das Potential von Vielfältigkeit bringt also den Mehrwert – für den Teilnehmenden und die Organisation!
Es stellt sich die Frage, wie Diversität in der Gestaltung von Bildungsprogrammen, Trainings und Seminaren konkret berücksichtigt werden kann. Im neuen scil-Fokusseminar 6 „Diversity durch individualisiertes und teamorientiertes Lernen nutzen“ steht genau diese aktuelle und hochspannende Thematik im Mittelpunkt. Teilnehmende diese Seminars lernen neueste Erkenntnisse und verschiedene Werkzeuge und Methoden zum Umgang mit Diversität im Bildungsbereich kennen und anwenden. Interesse geweckt? Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.scil.ch/index.php?id=456&L=10and01D1.
Zukunftsberuf "Bildungsmanager/-in"
Der TÜV Süd spricht sich in einem Artikel in der Oktober-Ausgabe 2012 der Fachzeitschrift “wirtschaft und weiterbildung” für eine strategische Unternehmensentwicklung aus, in der Bildungsmanager eine zentrale Rolle spielen: “Er [Bildungsmanager] soll strategisch denken und arbeiten können und die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens erhöhen. An das noch junge Berufsbild gibt es vielfältige, neue Anforderungen – schließlich soll mit ihm die Bildungsarbeit in den Unternehmen aufgewertet werden” (Kühn, 2012, S. 39).
Aus der Perspektive “Anbieter eines Weiterbildungsprogramms in Bildungsmanagement ” ist das erfreulich!
In dem Artikel wird sehr gut deutlich, wie vielfältig das Aufgaben- und Kompetenzportfolio von Bildungsmanager/-innen heute ist:
- Bildungsmanager/-innen sollen hochwertige, bedarfs- und zielorientierte Angebote entwickeln und umsetzen können.
- Diese Angebote sollen messbar auf den Unternehmenserfolg einzahlen – wobei hier anzumerken ist, dass sich das „ROI-Denken“ im Bildungsmanagement hinsichtlich der Nichtrealisierbarkeit einer 1:1 Messung von Investition und Outcome, zu einem „Return on Expectations-Denken“ (ROE) verändert hat. Gemäss dieser Vorstellung steht der Erfüllungsgrad der Erwartungen relevanter Anspruchsgruppen/Stakeholder im Fokus.
- Mit diesem Aspekt geht einher, dass Bildungsmanager/-innen zudem ein gutes Verständnis von Qualitätsmanagement und Bildungscontrolling benötigen.
- Sie brauchen betriebswirtschaftliches, pädagogisches und unternehmensspezifisches Wissen über Prozesse und Anspruchsgruppen, um ihre Arbeit erfolgreich ausüben zu können.
- Sie müssen ihren Wertbeitrag im Unternehmen intern kommunizieren können („Bildungsmarketing“).
- Zur Planung und Durchführung von Angeboten bzw. neuer Lernformen benötigen Bildungsmanager/-innen gute didaktische Kenntnisse, sowie Kenntnis darüber, wie Erwachsene heute lernen. Einen möglichst hohen Lern- und Praxistransfer zu unterstützen und zu ermöglichen, ist hierbei zentral.
- Eine Kompetenz die zunimmt – das nehmen auch wir in unserer Arbeit wahr – ist die Beratungskompetenz von Bildungsmanagern. In diesem Zusammenhang stehen auch die Rollenprofile „Lernberater“ oder „Lernbegleiter“, die in den letzten Jahren wieder in den Fokus gerückt sind.
Quelle: wirtschaft + weiterbildung 10_2012
Informelles Lernen evaluieren – ASTD Webinar mit Saul Carliner
Am letzten Donnerstag hat Saul Carliner (Concordia University) im Rahmen eines ASTD-Webinars zum Thema “Evaluation informellen Lernens” berichtet. Ich hatte ja kürzlich in seinem Einführungsbuch “Informal Learning Basics” gelesen und war gespannt auf seinen Vortrag.
Carliner führte nach einer allgemeinen Einleitung in das Thema zunächst einige Fragen auf, die im Zusammenhang mit der Evaluation von informellem Lernen im Rahmen von Unternehmen und Organisationen relevant sind:
- In welchen Formen findet informelles Lernen im Unternehmen / in der Organisation statt?
- In welchem Umfang findet informelles Lernen statt?
- Welche Ressourcen stehen für informelles Lernen zur Verfügung?
- Wie zufrieden sind die Mitarbeitenden mit diesen Ressourcen?
- Was genau lernen die Mitarbeitenden informell?
- Wie wird informelles Lernen im Unternehmen / in der Organisation anerkannt und unterstützt?
- Welchen Nutzen zieht das Unternehmen / die Organisation aus dem informellen Lernen der Mitarbeitenden?
Das etablierte 4-Ebenen-Modell von Kirpatrick kann aus verschiedenen Gründen keine Grundlage für die Evaluation von informellem Lernen:
- Lernen ist nicht der Fokus der Aktivitäte und findet häufig unbewusst statt.
- Es sind keine Lernziele definiert.
- Es sind keine Transferziele definiert.
- Informelles Lernen hat seinen Ausgangspunkt in der Regel in persönlichen Interessen, nicht in Geschäftszielen des Unternehmens / der Organisation
Carliner schlägt ein Rahmenmodell vor, das individuelles informelles Lernen und informelles Lernen in Gruppen und Teams unterscheidet. Für jeden Bereich schlägt er drei Kernfragen vor, zu denen er geeignete Verfahren und Instrumente aufführt (vgl. Tabelle).
Interessant fand ich beispielsweise den Vorschlag, mit einfachen Formularen zu ermitteln, was und wie informell gelernt wird – sowohl individuell als auch in Teams / Gruppen:
Natürlich müssen solche Übersichten auf den jeweiligen Kontext angepasst werden. Aber Carliner zeigt, dass es auch jenseits von Learning Analytics Wege gibt, mit vertretbarem Aufwand wichtige Fragestellungen bei der Evaluation von informellem Lernen zu verfolgen.
Insgesamt war das aus meiner Sicht ein interessantes Webinar, das von Carliner / ASTD sehr interaktiv gestaltet wurde.
Professional Learning Europe (Köln)
Ich hatte mich recht kurzfristig entschlossen, für den zweiten Tag zur Professional Learning Europe (PLE) nach Köln zu fahren. Zwei Themen standen gestern auf dem Programm: „Mobile Learning“ und „Social Media Strategien in Unternehmen“. Den eröffnenden Keynote-Vortrag von Martin Ebner (TU Graz) habe ich leider verpasst, aber er hat glücklicherweise seine Vortragsfolien auf Slideshare eingestellt (http://www.slideshare.net/mebner/mobile-learning-lernen-wir-unterwegs).
Ich habe mich dann für die Sektion „Social Media Strategien“ entschieden. Im ersten inhaltlichen Vortrag fragte Joachim Niemeyer (centrestage), ob Social Media und Enterprise 2.0 bereits bei HR und PE angekommen sind (so sein Vortragstitel). Er thematisierte verschiedene Funktionsbereiche im „Social Workplace“ (u.a. Identitäts- und Netzwerkmanagement, Informationsmanagement und Kommunikationsmanagement) und skizzierte Elemente eines auf einen längeren Zeitraum (z.B. 2 Jahre) angelegten „Programms“ für das Voranbringen von Social Media durch Personalentwicklungsbereiche in Unternehmen. Zu einem solchen Programm gehören aus seiner Sicht u.a. interaktive Webinare, kollaborative Lernumgebungen, Lern- und Erfahrungscommunities sowie (reverse) Mentoring.
Den zweiten Vortrag bestritt Carmen Hillebrand, Abteilungsleiterin Social Media bei Metro Cash & Carry Deutschland. Sie stellte dabei insbesondere den erforderlichen Kulturwandel und die mit der Nutzung von Social Media verbundenen Herausforderungen heraus: den Wechsel von „one voice“ zu „many voices“ und die Notwendigkeit von Guidelines, die Schnelligkeit der Kommunikation, die Jagd nach guten Autoren und gutem Content und die Erfordernis, Aufklärung über Social Media vor allem innerhalb des Unternehmens zu leisten, um die Potenziale für die Unterstützung interner Prozesse heben zu können.
Während der Blick von Carmen Hillebrand eher nach aussen gerichtet war (Kommunikation mit Kunden), blickte Thomas Jenewein (SAP) mit seinem Vortrag zu „Lernen und Talententwicklung mit Social Media am Beispiel der SAP AG“ nach innen. Er zeigte verschiedene Nutzungsszenarien für Social Media bei SAP auf: (1) On-Demand-Lernen / Wissensmanagement (z.B. über die Integration von Suchfunktionen in das interne LMS, die nicht nur statische Webseiten sondern auch Blogbeiträge berücksichtigen); (2) Austausch & Lernen in Communities of Practice (z.B. zum Thema „onboarding neuer Mitarbeitender“); (3) Blended Learning 2.0 (z.B. mit intensiver Nutzung von Weblogs im Rahmen von Trainings) sowie (4) Change Management / Kommunikation und (5) Talent & Performance Management.
Der letzte Vortrag in dieser Sektion kam von Rechtsanwalt Ruprecht Vogel (Vogel & Partner) und thematisierte rechtliche Aspekte der Nutzung von Social Media in Unternehmen. Ruprecht Vogel beleuchtete kurz (1) regulatorische Vorgaben (z.B. Datenschutz, Telekommunikationsrecht, Urheberrecht, Arbeitsrecht), (2) die Haftung von Unternehmen für die Kommunikation ihrer Mitarbeitenden (z.B. wenn social media im Interesse des Unternehmens genutzt und unternehmenseigene Adressen verwendet werden), (3) Risiken bei der Verwendung von (Kunden-)Daten, die über die Verwendung von Social Media gewonnen wurden, (4) die Grenzen kritischer Äusserungen über das eigene Unternehmen (keine Schmähkritik) und – wie andere vor ihm auch schon – (5) die Bedeutung von Social Media Guidelines. Die tägliche Arbeitspraxis ist in diesem Bereich den rechtlichen Regelungen weit vorausgeeilt und zu vielen Fragen gibt es noch keine klare Linie in der Rechtsprechung.
Am Nachmittag besuchte ich noch das „World Café“ (es waren eher Kurzvorträge mit der Möglichkeit für Nachfragen) zum Thema „Mobile Learning“, an dem an insgesamt 8 Tischen parallel Projekte zum Mobilen Lernen vorgestellt wurden. Daniel Stoller-Schai von der UBS moderierte diesen Nachmittag und daher waren auch einige schweizerische Aktivitäten in diesem Feld zu sehen. Gezeigt wurden Projekte der Schweizerischen Hotelfachschule in Luzern (Migration von Lerninhalten in einen html5-Player für die Nutzung mit mobilen Endgeräten), vom Center for Young Professionals in Banking (CYP – Lernen mit mobilen Endgeräten in der Ausbildung für das Bankenwesen), von der Allianz (situatives Lernen im Vertrieb), der Fachhochschule Nordwestschweiz (Konsultationen zwischen Fachspezialisten in Kliniken via Smartphone), der Ashridge Business School, von PriceWaterhouseCoopers (Herausforderungen bei der Anpassung bestehender Lerninhalte für Geräte mit kleinen Bildschirmen) sowie Line Communications / Rover (mobiler performance support für Vertriebsmitarbeitende in der Automobilbranche).
Die Veranstaltung gestern war recht gut besucht: die Sektion „Mobile Learning“ verfolgten gut 50 Personen, die Sektion „Social Media“ zwischen 20 und 30 Personen.
Expertenmeinung gefragt – scil Trendstudie 2012
Derzeit läuft die Umfrage zur scil Trendstudie 2012. Wir haben bereits die ersten interessenten Ergebnisse. Sie haben sich als Experte noch nicht beteiligt oder kennen jemanden der sich gerne einbringen würde? Über folgenden Link gelangen Sie zur Umfrage: http://www.unipark.de/uc/sciltrendstudie. Als Teilnehmer erhalten Sie den Ergebnisbericht kostenlos zugeschickt.
Wieso sollten Sie teilnehmen? Hierzu sagt Michael Kalbow, Senior Director Airbus Training Centre – STA: “Die scil Trendstudie gibt uns jedes Jahr erneut die Möglichkeit, unsere eigene Trainings-Strategie in Entwicklung und Umsetzung anhand der aktuellen Trend-Ergebnisse zu prüfen. Dieses ist insoweit sehr wertvoll, da es nicht trivial ist, verlässliche, valide Aussagen zu der Entwicklung in den verschiedenen Gestaltungsfeldern des Bildungsmanagements zu finden. Es ist relativ einfach, punktuell konkrete Aussagen zu erhalten, aber erst das Aufzeigen des Trends (bezogen auf die befragte Population) lässt uns ein Gefühl entwickeln, inwieweit unsere Schlussfolgerungen höchstwahrscheinlich richtig sind bzw. zu überprüfen sind.”
Für Martin Walliser, Human Resources Manager, Sika Schweiz AG ist die Trendstudie “ein nützlicher Kompass für die Bildungsarbeit”. “Die Ergebnisse haben uns Impulse gegeben für die strategische Ausrichtung der Personalentwicklung bei Sika, die Augen geöffnet für blinde Flecken in unseren Bildungskonzepten sowie auch das Design vieler unserer Bildungsprozesse und -massnahmen bestätigt. Ich kann eine Teilnahme sehr empfehlen, da sich der Zeitaufwand zum Ausfüllen des Fragebogens für den Nutzen aus den Ergebnissen der Studie mehrfach auszahlt.”
MOOC – was ist die Innovation?
Massive open online courses sind einer der grossen Trends in 2012, insbes. im universitären Kontext. Was steckt dahinter, was ist neu? Was ist die Innovation (also neu + normativ wünschenswert)?
Jedes Element für sich ist nicht neu: massive = grosse Veranstaltungen im Netz gibt es schon lange, open = mit den “Open Universities” haben wir hier eine lange Tradition, online courses = die Lernformen an und für sich bei den MOOCs zeichnen sich durch grössere Offenheit aus, aus didaktischer Perspektive kennen wir derartige gestaltungsoffeneren Lernumgebungen aber eigentlich auch schon länger. Es ist einerseits der Mix, der diesen neuen Trend ausmacht, die “Masse” zu bewegen, ein schönes Expermentierfeld mit überschaubarem Risiko… Andererseits ist neu, dass die “Ivory League” die Innovatoren-Rolle einnehmen und damit neue Zeichen auf dem Bildungsmarkt setzen. Offizielle Begründung für die Movation klingt nach durchaus hehren Zielen…
Was Stanford, Harvard und MIT nun mal machen, setzt Trends – und warum machen die eigentlich mit bei MOOCs? Oder ist es evtl. gar keine so klare “Strategische Entscheidung” der Unis, sondern eine Bottom-up Entwicklung einzelner Entrepeneure? Betrachten wir das neue mit einer “alten” Brille ?
http://www.slate.com/articles/technology/future_tense/2012/07/coursera_udacity_edx_will_free_online_ivy_league_courses_end_the_era_of_expensive_higher_ed_.html
The New Public Ivies
Will online education startups like Coursera end the era of expensive higher education?
scil Innovationskreis “Zukunftsorientierte Kompetenzentwicklung” – Workshop zu mobilem Lernen
In der vergangenen Woche fand im Rahmen des scil Innovationskreises wieder ein äusserst spannender und produktiver Workshoptag statt. Im Fokus stand dieses Mal das Thema “Mobiles Lernen in Unternehmen – quo vadis?”. Unternehmensvertreter von Hewlett Packard, Deutsche Telekom und der schweizerischen Post haben neben Fragen zur technichen Umsetzbarkeit, vor allem diskutiert, wie der Innovationsgrad auf der methodisch-didaktische Ebene in Unternehmen erhöht werden kann. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse wurden im Kreis Lösungen entwickelt, wie mobiles Lernen Mehrwert für das Unternehmen generieren kann. Zentrales Ergebnis der Diskussionen war, dass mobile Lernszenarien gerade im methodisch-didaktischen Bereich einen Beitrag leisten können, enorme, bisher ungehobene Potenziale auszuschöpfen. Insbesondere die Nachbereitungsphase von Seminaren und der Performance Support on the job wurden hier als zentrale Felder identifiziert, in denen mobile Lernangebote im Sinne einer Orchestration einen absoluten Mehrwert für das Unternehmen bringen können. Ganz wesentlich war im Kreis, dass die pädagogischen Potenziale mobilen Lernens allerdings nicht über eine traditionelle oder technologiegetriebene Sichtweise gehoben werden können, sondern hierfür der Blick deutlich geweitet werden muss.
Corporate Learning Camp 2012 (CLC12)
Der Arbeitgeberverband HessenMetall veranstaltet am 28. und 29. September das zweite Corporate Learning Camp – eine wie die Veranstalter betonen “nicht-kommerzielle, aber professionelle Veranstaltung”. Ziel ist der Austausch von Akteuren im Bereich Corporate Learning (Trainer, Trainingsverantwortliche, Personal-Entwickler, Führungskräfte) über Unternehmensgrenzen hinweg. Das Motto lautet “Corporate Learning im Umbruch”.
Charlotte Venema (Leiterin Personalpolitik der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände und Hessen Metall) und Karlheinz Pape (Berater und Moderator von zwei Communities of Training Practice (CoTP) bei HessenMetall) erläutern das Konzept des BarCamps in einem Interview: “Gerade für diejenigen, die Lernen in Unternehmen anregen, gestalten oder umsetzen, ist es interessant, dieses Lernformat einmal selbst zu erleben. BarCamps bilden eine ideale Lernumgebung für selbstgesteuertes informelles Lernen.”
Das Weblog zum Camp meldet aktuell 93 Teilnehmende für den ersten und 90 Teilnehmende für den zweiten Tag…
Via Jochen Robes, Weiterbildungsblog.de
"Save the Date": 5. internationaler scil Kongress 6.-7. Juni 2013 in St.Gallen
In einem offenen „Online-Jam“ hatten wir im Juni im Netz dazu aufgefordert uns Themenvorschläge für unseren 5. internationalen scil Kongress 2013 zu schicken.
Verschiedene Praktiker haben sich beteiligt und uns für viele Session-Themen inspiriert – herzlichen Dank! Wir haben die Ideen gebündelt und folgenden Kongresstitel definiert:
„Lost in Transition: Pathways to successful Learning in Organisations”
6. Juni – 7. Juni 2013
Weiterbildungszentrum der Universität St.Gallen
Viele Veränderungen beschäftigen die Bildungsverantwortlichen von heute. Dabei kann man sich schon mal verlieren („Lost in Transition“). Ständig stehen wir vor der Herausforderung aufkommende Trends zu bewerten: Ist das für unsere Organisation wichtig? Inwiefern stimmt das Thema mit unserer Strategie überein? An dem scil Kongress 2013 versuchen wir mit einer Vielzahl an spannenden Referenten aus Forschung und Praxis Wege („Pathways“) aufzuzeigen, wie das Lernen in Organisationen unter Berücksichtigung verschiedener Trends und Entwicklungslinien erfolgreich gestaltet werden kann. Dabei diskutieren wir drei Themenbereiche:
• „Being“: Welche Leitbilder prägen unser Verständnis von erfolgreicher Bildungsarbeit? Was sind die Zukunftsbilder von morgen?
• „Knowing“: Welche Konzepte sind zukünftig zentral für Bildungsverantwortliche? Welche Einstellungen sind notwendig?
• „Doing“: Welche „Good Practice Beispiele“ können andere Bildungsverantwortliche inspirieren?
… weitere Informationen zu dem Kongress und den eingeladenen Referenten folgen!
scil feiert Geburtstag!
Am 5. internationalen scil Kongress 2013 feiert das Kompetenzzentrum zudem seinen 10. Geburtstag! 2003 wurde das Zentrum mit Hilfe der Gebert Rüf Stiftung gegründet und kann nächstes Jahr auf 10 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Gestaltung von Seminaren, Bildungsprogrammen sowie auf eine Vielzahl an Praxis- und Forschungsprojekten zurückblicken. Das scil Team wird daher zu Beginn des Kongresses einen ganz persönlichen Rückblick gestalten, die letzten 10 Jahre im Bildungsmanagement reflektieren und einen Blick „zurück nach vorne“ werfen!
Bildungsprogramme mit Wertbeitrag realisieren
Bildungsverantwortliche in Unternehmen und Organisationen sehen sich häufig in einem Teufelskreis gefangen: Die Erwartungen an den Wertbeitrag von Training und Kompetenzentwicklung sind gering, in der Folge ist die Bereitschaft von Linienbereichen für Investitionen in Qualifizierungen gering und aus einer Position der Schwäche heraus werden Aufträge und Projekte angenommen, bei denen die Voraussetzungen für einen Erfolg (Ressourcen, Zeit, Mitverantwortung der Auftraggeber für das Erreichen der Ziele) nicht in ausreichendem Masse gegeben sind. Dies führt häufig dazu, dass die tatsächlich erzielten Erfolge gering sind und sich die niedrigen Erwartungen verfestigen.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen braucht es eine systematische Wertorientierung beim Management von Bildungsangeboten. Dies beginnt bei der Klärung der Bedarfe und der Ziele und dem Etablieren von Mitverantwortung für das Erreichen der Ziele. Und es erfordert auch, die “Gesamterfahrung” aus Vorbereitungsphase, Durchführung und Transferphase bei der Planung, Umsetzung und Ergebnissicherung im Blick zu behalten.
Diese Herausforderung und Wege, damit umzugehen, sind Thema in unserem Fokusseminar “Bildungsprogrammme mit Wertbeitrag realisieren”. Wir arbeiten dabei auf der Grundlage eines Rahmenmodells, das systematisch die verschiedenen Arbeitsphasen einerseits und die relevanten Anspruchsgruppen andererseits im Blick hält.
Zwei wichtige Ressourcen zu diesem Thema, an denen wir uns auch im Seminar orientieren, sind:
Mooney, T., & Brinkerhoff, R. O. (2008). Courageous training. Bold actions for business results. San Francisco, CA: Berrett-Koehler.
Wick, C. W., Pollock, R. V. H., & Jefferson, A. (2010). The Six Disciplines of Breakthrough Learning: How to Turn Training and Development Into Business Results (Second ed.). San Francisco, CA: Pfeiffer.
Workshop mit Eraut: Factors affecting learning in the Workplace
Anfang dieser Woche fand im Rahmen unseres Doctoral School seminars (->http://www.cross-field.ch/ Crossfield = CROSS-Fertilization betwEen formal and informal Learning through digital technologies) ein Workshop mit Michael Eraut, University of Sussex, statt. Er ist einer der ersten Wissenschaftler, der informelles Lernen am Arbeitsplatz intensiv empirisch erforscht hat – in den komplett unterschiedlichen Professionen: Nursing, Engineering und Accounting. Als zentrale Faktoren, die das Lernen begünstigen, hat er aus seinen Studien “learning factors” und “context factors” (jeweils im Dreieck dargestellt), heraus kristallisiert:
– Learning Factors: 1) challenging and value of the work, 2) feedback and support, 3) confidence and commitment, personal agency and motivation (how individual is able to develop commitment?)
– Contextual Factors: 1) Allocation & structuring of work, 2) encounters and relationships with people at work, 3) motivation, participation and expectations of their performance and progress
Über drei Jahre wurden die Probanden, die jeweils neu in ihrer Profession gestartet waren, in den verschiedenen Bereichen begleitet. In allen Kontexten wünschten sich die Professionals “more occassional skill support” – “it happens really rarely”. Im Engineering Bereich scheint dieser Umstand wohl am ausgeprägtesten zu sein (viele “lonesome riders…”)
Die Befunde stärken den Bedarf, informelles Lernen am Arbeitsplatz zu unterstützen – bloss: wie können wir diesen “occassional skill support” als Bildungsverantwortliche leisten bzw. unterstützen? Die Rolle von Führungskräften drängt sich dabei auf – Eraut hat uns darin bestärkt, in diesem Bereich weiter zu forschen.
http://old.mofet.macam.ac.il/iun-archive/mechkar/pdf/InformalLearning.pdf
"Together but alone" – Sherry Turkle
Sie stellt nachdenkliche Töne an, wie neue Technologien unser Leben verändern: Sherry Turkle in ihrem Buch “Together but alone”. Vermutlich ist es weniger der Inhalt – wie so häufig -, der fasziniert, sondern vielmehr wer es sagt. Sie ist eine renommierte Soziologin am MIT, die in den letzten Jahren einen kompletten Perspektivenwechsel vorgenommen hat. Ihre Kernbotschaft ist es nicht, grundsätzlichvor den Gefahren des Internets zu warnen oder den Nutzen grundsätzlich in Frage zu stellen (siehe Hirnforscher Manfred Spitzer in der Jauch Sendung am letzten Sonntag). Nein – sie stimmt vielmehr ruhigere, ja philosophische Töne an, wie wir in unserem Leben mit Beziehungen umgehen. Sie möchte sensibilisieren, hat im Rahmen ihrer Studien zum Teil groteske Beobachtungen analysiert (wie z.B. das sms Schreiben auf einer Beerdigung…) – “Ich poste, also bin ich”. Sie hebt nicht den “moralischen Zeigefinger”, sondern hält der Gesellschaft einen Spiegel vor. Ich empfinde sie dabei weniger polarisierend als Spitzer. Die Schlussfolgerung für mich, die ich aus den Kernbotschaften ihrer Analysen ziehe, und betrachtet aus einer Lern-/ Bildungsperspektive ist die, dass letztendlich die eigene Medienkompetenz (und nicht zu kurz gegriffen als Fertigkeiten im Umgang mit dem Computer, sondern als Teil der Persönlichkeitsentwicklung, kritischer Umgang mit Medien im Umgang mit meiner Umwelt, mit meinen Beziehungen) entscheidend ist.
Auf alle Fälle bemerkens- und bewunderswert ist die Medienpräsenz von Sherry Turkle, angefangen von ihrem gestalteten Blog rundum ihre populärwissenschaftlichen Publikationen, die anscheinend derzeit genau auch einen Zeitgeist treffen:
Ihre Website zu ihrem Buch “Together but alone”: http://alonetogetherbook.com/?p=3
http://www.sueddeutsche.de/digital/us-soziologin-sherry-turkle-ueber-das-digitale-zeitalter-ich-poste-also-bin-ich-1.1133783
As we expect more from technology, do we expect less from each other? Sherry Turkle studies how our devices and online personas are redefining human connection and communication — and asks us to think deeply about the new kinds of connection we want to have. Sherry Turkle studies how technology is shaping our modern relationships: with others, with ourselves, with it
http://www.ted.com/talks/sherry_turkle_alone_together.html
Endspurt im SCIL Innovationskreis “Zukunftsorientierte Kompetenzentwicklung”
Im Rahmen des SCIL Innovationskreises „Zukunftsorientierte Kompetenzentwicklung“ läuten wir gerade die Halbzeit ein und schreiten weiter mit viel Engagement und Offenheit im Kreis voran. Nach einem erfolgreichen Kick off-Workshop und einem Fachseminar zu „Zukunftsorientierter Kompetenzentwicklung“ liegen zwischenzeitlich dem Gros der teilnehmenden Partnerorganisationen die Ergebnisse der mit SCIL durchgeführten Lernkulturanalyse vor, die organisationsintern bereits zu angeregten Diskussionen geführt haben. Parallel zur SCIL Lernkulturanalyse werden von den Partnern Umsetzungsprojekte vorangetrieben, die sich thematisch im Bereich Blended Learning 70:20:10, Communities und mobilen Lernen bewegen. Zurzeit finden in diesem Kontext themenbezogene Project Review Workshops statt, in denen die Projekte unter Moderation von SCIL kritisch und zugleich lösungsorientiert reflektiert werden.
Im Project Review Workshop zu „Blended Learning 70:20:10“ kamen am 30. August 2012 die ersten vier Partnerorganisation mit je zwei Vertretern aus dem Bereich Learning & Development in Winterthur zusammen, um moderiert durch SCIL Lösungen für zentrale Fragestellungen ihrer Projekte zu erarbeiten. Es war ein äusserst spannender Workshoptag in einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre! Einen ebenso intensiven Austausch erwarten wir am 13. September 2012, wenn zwei Partnerorganisationen gemeinsam mit einer Vertreterin von Hewlett Packard zu mobilen Lernen zusammenarbeiten. Wenige Tage später freuen wir uns auf einen Workshoptag zum Thema Communities. Wir halten Sie im SCIL Blog gerne auf dem Laufenden! Im Anschluss an den Abschlussworkshop am 17. Dezember 2012 zu „Kultur-sensitivem Learning Design“ werden die übergreifenden Ergebnisse zu den drei Themenbereichen (Blended Learning 70:20:10, Communities, mobiles Lernen) in einem internen Arbeitsbericht zusammengeführt.
Als Zwischenfazit also herzlichen Dank an die engagierte Mitarbeit unser Partnerorganisationen (Airbus, Allianz, Axa Winterthur, Bayer Business Services, Bundesamt für Statistik, Die schweizerische Post, Deutsche Telekom, Helsana, Swisscom) und auf eine weiterhin fruchtbare Zusammenarbeit im SCIL Innovationskreis!
Informal Learning as a leadership task – Beitrag zur EARLI SIG 14, Antwerpen
Von Mittwoch bis Freitag dieser Woche fand in Antwerpen die Jahrestagung der Special Interest Group “Learning & Developtment” (SIG 14) der European Association of Research on Learning and Instruction (EARLI) statt – mit knapp 150 Teilnehmenden im Hof van Liere, einem prächtigen Stadtpalais, das auch Sitz des Rektorats der Universität Antwerpen ist. Leider konnte ich nur am Freitag dabei sein.
Themen der Sektionen (hier der Link zum Tagungsprogramm) waren unter anderem:
- Professional learning of teachers
- Educators in transition
- Learning in transition from school to work
- Workplace learning and assessment
- Sociotechnical transitions in learning and working
- Quality of feedback in organizations
- Inclusion and mobility
- Learning through work
- Crossing borders between formal and informal learning
In der zuletzt genannten Sektion habe ich zu unseren laufenden Arbeiten zu „Informal learning as a leadership task“ berichtet.
Immerhin hatte ich noch Gelegenheit, die letzte Keynote der Tagung zu hören. Christian Stamov-Rossnagel, Professor für Organizational Behavior am Jacobs Center for Lifelong Learning der Jacobs University Bremen, berichtete zum Thema “Older workers in transition: from non-learners to learning pros?”. Ein interessanter Vortrag. Stamov-Rossnagel stellte unter anderem die kognitionspsychologischen Arbeiten zur Lernfähigkeit älterer Mitarbeitender (50+) als wenig gewinnbringend in Frage. Im Gegenzug stellte er die Bedeutung des Vertrauens in die eigenen Lernfähigkeiten bei älteren Mitarbeitenden und dessen „Zerbrechlichkeit“ heraus. Was es seiner Meinung nach braucht, sind Interventionen, die das Vertrauen in die eigenen Lernfähigkeiten bei älteren Mitarbeitenden steigern und die Vermeidung von Motivationskillern (z.B. fehlende Anerkennung für und Erwartungen an Weiterbildungsaktivitäten älterer Mitarbeitender).
Lesetipp: Informal Learning Basics
Saul Carliner lehrt an der Concordia Universität Montreal, wo er unter anderem Lehrveranstaltungen über „Educational communication“, „Human Performance Technology“ und „Administration of Educational Technology Units“ durchführt. Ich war zum ersten Mal vor knapp drei Jahren auf Saul Carliner aufmerksam geworden, als ich nach Literatur zur Evaluation von informellem Lernen gesucht hatte und auf einen seiner Aufsätze über informelles Lernen in Museen gestossen war.
In der Reihe ASTD Training Basis Series hat Saul Carliner kürzlich ein Buch über informelles Lernen veröffentlicht: “Informal Learning Basics”. Das Buch wendet sich an Trainer und Personalentwickler, die mit dem Auftrag konfrontiert sind, die Potenziale informellen Lernens für ihre Organisation zu explorieren oder informelles Lernen in der eigenen Organisation zu fördern.
Im ersten Kapitel („What is informal learning?“) stellt Carliner verschiedene Definitionen von informellem Lernen gegenüber, er erläutert sein Verständnis eines Kontinuums zwischen formellem und informellem Lernen im Hinblick auf Aspekte wie „Kontrolle des Lernprozesses“ oder „expliziter Zielbezug“ und er verweist auf verschiedene Entwicklungstrends, die dazu geführt haben, dass informelles Lernen gegenwärtig ein Thema ist. Im zweiten Kapitel („How do people learn informally?“) verortet Carliner informelles Lernen anhand von neun Prinzipien (z.B. „Informal learning is but one piece of a larger learning puzzle”). Im dritten Kapitel (“How to use formal and informal learning in the workplace”) zeigt Carliner anhand von acht Entwicklungsstufen beruflicher Expertise („Orientierung zu den grundlegenden Aufgaben der Tätigkeit“ – „Ausweitung der Aufträge“ – „Weiterentwicklung von Wissen und Fertigkeiten“ – „Vorbereitung auf eine nächste Tätigkeit“) auf, welche Potenziale formale und informelle Lernaktivitäten jeweils für diese Entwicklungsstufen haben. Im vierten Kapitel („How can training and development professionals support informal learning?“) geht es darum, wie informelles Lernen sowohl auf der individuellen als auch auf der organisationalen Ebene unterstützt werden kann und welche Rollen Personalentwickler dabei einnehmen können: (1) Aufzeigen eines orientierenden Rahmenmodells für informelles Lernen in der Organisation und (2) Unterstützung einzelner Personen bei informellen Lernaktivitäten. Dabei zeigt Carliner auch auf, wie informelles Lernen über die Elemente „Coaching“ und „Managing organizational knowledge“ Eingang in das Kompetenzmodell der ASTD für Personalentwickler gefunden hat.
Gegenstand des fünften Kapitels („Group activities that promote informal learning“) sind verschiedene soziale Formen informellen Lernens (lunch and learn, team meetings, coaching, communities, etc.) und in welchen der oben schon angeführten acht Entwicklungsstufen diese Formen relevant sind. Das sechste Kapitel („Individual activities that promote informal learning“) fokussiert demgegenüber Lernaktivitäten von Einzelpersonen (developmental assignments, performance support, independent study, etc.). Auch hier erfolgt wieder die Einordnung in die acht Entwicklungsstufen beruflicher Expertise. Im siebten Kapitel („How to use technology to support informal learning“) behandelt Carliner verschiedene Typen von Technologien, mit denen informelles Lernen unterstützt werden kann: Endgeräte (PC, Tablet-PC, E-Book-Reader, etc.), Text und audiovisuelle Medien, Basisdienste wie Email, Diskussionsforen oder Datenbanken, Social Media und schliesslich Learning Management Systeme. Gegenstand des achten und letzten Kapitels ist schliesslich die Evaluation von informellem Lernen („How to evaluate informal learning?“). Ausgangspunkt für Carliner ist die Feststellung, dass das etablierte 4-Ebenen-Modell von Kirpatrick keine Grundlage für die Evaluation von informellem Lernen sein kann. Stattdessen schlägt er ein Rahmenmodell vor, dass das Lernen von Einzelpersonen und das Lernen von ganzen Beschäftigtengruppen auseinander hält. Entsprechend unterscheiden sich auch die Fragestellungen, die verfolgt werden. Im Hinblick auf Einzelpersonen geht es darum herauszufinden, (1) WAS sie gelernt haben (z.B. über Selbsteinschätzungen oder Interviews), (2) WIE sie gelernt haben und (3) OB bzw. IN WELCHER FORM Lernaktivitäten und erworbene Kompetenzen dokumentiert und zertifiziert wurden. Im Hinblick auf ganze Beschäftigtengruppen, dagegen, gilt es herauszufinden, (4) WELCHE RESSOURCEN (z.B. Webseiten, Kommunikationswerkzeuge, etc.) für informelles Lernen herangezogen wurden, (5) WIE ZUFRIEDEN die Nutzer mit diesen Ressourcen waren und (6) WELCHE AUSWIRKUNGEN die Nutzung dieser Ressourcen zeitigt (was genau Carliner unter „Auswirkungen“ versteht, bleibt leider unklar). Auch hier wieder schlägt Carliner eine Arbeitshilfe vor, mit der verschiedene Lernressourcen den schon mehrfach erwähnten acht Entwicklungsstufen beruflicher Expertise zugeordnet werden können.
Insgesamt erscheint mir das Buch eine brauchbare Einführung in das Themenfeld „informelles Lernen“. Dieses Themenfeld ist weit und die Tiefe, in der es abgehandelt werden kann, ist bei knapp 200 Textseiten notwendigerweise beschränkt. Aber das wird ja auch schon mit dem Titel „Informal Learning Basics“ angekündigt.
Informelles Lernen – Neue Geschäftsmodelle für Weiterbildungsanbieter
Informelles Lernen nimmt immer mehr an Bedeutung zu, denn die berufliche Kompetenzentwicklung findet zunehmend in informellen Lernkontexten statt. Die traditionelle formelle Weiterbildung steht damit unter Druck.
Was bedeutet das für Weiterbildungsanbieter? Eröffnen sich Chancen einer Neupositionierung auf dem Bildungsmarkt?
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Weiterbildung wird diesen Fragen nachgegangen und eine mögliche neue Rollendefinition von Weiterbildungsanbietern aufgezeigt. Durch die Verzahnung informellen und formellen Lernens können Weiterbildungsinstitutionen den Lernprozess in seiner Gesamtheit – nicht mehr nur punktuell – fördern. Das kann entlang zweier Entwicklungslinien zur 1) Erweiterung und 2) Neuausrichtung der Wertschöpfungskette führen.
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Schuchmann, D. & Seufert, S. (2012). Neue Geschäftsmodelle für Weiterbildungsanbieter.
In: Weiterbildung(4), 34-37.