O’Reilly, ursprünglich ein US-amerikanischer Fachverlag für IT-Themen und jetzt Anbieter von E-Learning versucht mit einem neuen Begriff Aufmerksamkeit – die eigenen Angebote – zu gewinnen:
Performance Adjacent Learning
Was ist damit gemeint?
In einem Whitepaper (“Performance Adjacent Learning: The next big shift“) wird die neue Wortschöpfung erläutert. Es geht um die gezielte, punktuelle und nicht-lineare Nutzung von (online) Lernressourcen – beispielsweise um ein Problem im Verlauf des eigenen Arbeitsprozesses zu lösen.
Der Unterschied zu Performance Support Lösungen liegt darin, dass diese in der Regel spezifisch für den jeweiligen Arbeitskontext entwickelt werden müssen (und die damit kostenintensiv in der Entwicklung sind). Der Unterschied zu E-Learning besteht darin, dass Kurse und Lernressourcen nicht systematisch (d.h. häufig linear) bearbeitet werden.
Bei Performance Adjacent Learning werden bereits bestehende, gut verschlagwortete Lernressourcen genutzt, aber der Zugriff erfolgt nur punktuell (nicht-linear).
In dem Whitepaper wird berichtet, dass OReilly die Interaktionsdaten auf einer eigenen Lernplattform analysiert, Nutzer befragt und dabei festgestellt hat, dass gut 40% aller Nutzungen von Lerninhalten in die Kategorie “nicht-linear” fallen.
Bei einer genaueren Betrachtung hat sich dann gezeigt, dass insbesondere Lerner, die im jeweiligen Thema schon weiter fortgeschritten sind, zu diesem Nutzungsmuster tendieren. Diese haben die Ebene der “structural literacy” im jeweiligen Themengebiet erreicht und können sich selbständig und gezielt im Themenfeld bewegen (vgl. die Abbildung unten).
Lösungen, die auf Performance Adjacent Learning ausgerichtet sind, bieten den Lernenden einen sehr schnellen und einfachen Einstieg in die Lernumgebung, punktgenaue Suche und eine hohe Modularität der Lernressourcen. Also eine benutzerfreundliche Micro-Learning-Umgebung.
Soweit so gut – und nichts wirklich Neues. Einen guten Punkt machen die Autoren des Whitepapers aber.
Die hergebrachte Sicht auf diese nicht-lineare, sehr selektive Form der Nutzung von Online Kursen bzw. Online Lernressourcen ist, dass hier Lernaktivitäten nicht zu einem Ende bzw. Abschluss gebracht werden. Dies ist aber für nicht-lineares Lernen (Performance Adjacent Learning) kein relevantes Erfolgskriterium. Daher sollten Reporting-Praktiken entsprechend angepasst werden, beispielsweise indem Lernende jeweils beim Ausstieg aus der Lernumgebung gefragt werden, ob und in welchem Grad die Nutzung der Plattform / der gerade bearbeiteten Ressource hilfreich war.
O’Reilly Media (2019): Performance Adjacent Learning: The next big shift. Whitepaper.
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